Moin,
ich will mal eine Diskussion unter den "Selbstverteidigern" anstossen.
ich sehe immer wieder, wie prominent hier der "Joule"-Wert herausgestellt wird, sowohl in der Werbung als auch bei den Nachfragen der Teilnehmer. Mit einem hohen Wert wird von Vielen scheinbar auch ein hoher Wert für die Selbstverteidigung im Notfall verbunden.
Ich muss euch leider sagen, dass das falsch ist.
Ich halte die Armbrüste, die Harpunen und auch die HP Max für völlig ungeeignet gegen einen echten Angreifer.
Zunächst einmal sind die Energiewerte solche an der Mündung der Waffe. Da das Geschoss mit der zurückgelegten Strecke Energie verliert, sind die Werte im Ziel viel niedriger.
Wichtig ist auch, wie effizient diese Energie im Ziel abgegeben wird und welche medizinische Wirkung damit verbunden ist.
Es ist richtig, dass ich mit viel Energie viel verletzen kann. Das ist aber nicht das primäre Ziel der Selbstverteidigung. Eine .22lfB kann genauso tödlich sein wie eine .357 Magnum. Der Knackpunkt ist: es stirbt sich langsamer. Für den Notfall kommt es auf eine sofortige Wirkung an, die optimalerweise nicht tödlich ist.
Beispiel:
In einer Notwehrsituation steht ein Angreifer 10 m von mir entfernt (was wirklich viel ist im Notwehrfall).
Für 10 m braucht man im Sprint in etwa 2 Sekunden.
Kann ich in 2 Sekunden so sicher ("kaltblütig") anlegen und zielen, dass ich effektiv treffe? Dazu braucht man viel Übung.
Wenn ja, dann war das der einzige Versuch, ihn zu stoppen. Wenn ich mit einer HP Max auf 10 m einen Angreifer treffe und der fällt nicht sofort um, habe ich keine Zeit mehr zum repetieren, bevor der seine Wut an mir auslässt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Angreifer spätestens nach meinem Treffer voll mit Adrenalin ist und zunächst kaum Schmerzen in seinem Wundkanal spürt. Bis die Wirkung einer Wunde durch Blutverlust oder Sauerstoffmangel eintritt, kann sehr viel Zeit vergehen (Bauchschuss 15 Minuten, Herztreffer bis 10 Sekunden).
Die Abwehr mittels einer HP Max wäre in einem solchen Fall trotz Treffer gleich NULL.
Alle Armbrüste wären es meiner Meinung nach auch, da es keine den Deformationsgeschossen vergleichbaren Deformationspfeile gibt (jedenfalls noch nicht, Herr Sprave Allein über den Wundkanal erzielt man hier kaum Stoppwirkung. Jagdpfeile sind da sicher effizienter, sofern sie eindringen, was bereits ein Treffer auf einen Knopf an der Jacke oder eine Rippe verhindern kann.
Der Fachbegriff für die Selbstverteidigungseignung ist "Mannstoppwirkung" (gilt auch für Frauen oder andere ;-). Dabei geht es darum, auf welches Gewebevolumen ein Geschoss wirken kann.
Wen es interessiert:
Teilmantelgeschoss – Wikipedia