Hallo Kollegen,
es gibt nichts Besseres als sich an den langen Winterabenden auf die Abenteuer für den nächsten Sommer vorzubereiten, Pläne zu schmieden und mehr über das Schießen der HPmax zu lernen. Und das alles am besten im Wohnzimmer vor dem warmen Kamin
Damit das mit den Plänen dann nächsten Sommer auch hinhaut, wollte ich gerne wiederverwendbare, bleifreie Übungsmunition haben um im Innenraum und im Garten üben zu können und mehr über die Geschwindigkeit der Projektile-, die Streuung- und das Absinken der Kugeln zu lernen.
Der Bleistaub- und das Blei von den schmutzigen Händen verteilt sich jedoch überall und macht es fast unmöglich die HPmax zu handhaben und gleichzeitig ein Glas, ein Smartphone oder eine Zigarette anzufassen. Und deshalb wollte ich von Anfang an im Innenraum nur mit einer bleifreien HPmax umgehen. – Und auch den Garten wollte ich auf keinen Fall mit Blei kontaminieren.
Und so habe ich Aluminium, Kupfer und Messing getestet und möchte heute die Ergebnisse mit Aluminium besprechen.
Zum Vergleich habe ich erst einmal mit den Blei Diabolos von General Pellets begonnen. Das Ergebnis des Einschießens bei 7.5 J ist in folgendem Beitrag genauer beschrieben:
ich habe heute die HPmax eingeschossen und wollte die Erfahrungen teilen und eure Meinung einholen.
forum-gogun.de/core/index.php?attachment/716/
Aber erst mal ein riesen Dankeschön an Jörg und Team, die dieses phantastische Gewehr für uns möglich gemacht haben!
Folgende Bedingungen wurden gewählt:
- Distanz zum Ziel: 5.5 m
- Original Regulator und Düse für 7.5 J (Druck 240 Bar im Tank)
- Das Gewehr wurde auf einer Halterung aufgelegt, sodass es bewegungsfrei war.
- Es wurde ein 4x Scope…
Auf 5.5 m Distanz wurde folgende Gruppierung erhalten. Die Bleigeschosse sind 5.1 g schwer, und bei 7.5 J im Schnitt 50 m/s schnell und sinken auf 5.5 m im Schnitt um 8 cm.
Auf Google finden sich viele Beiträge zum Thema Airgun und ob sich nicht-Bleigeschosse eignen. Bei den meisten dieser Beiträge geht es um „full metal jacket“ Geschosse aus Kupfer. Und man liest häufig, dass Kupfer wegen der grösseren Härte eine grössere Reibung im Lauf verursacht und deshalb für die begrenzte Energie von Luftdruckwaffen nicht geeignet ist. Und bei begrenzte Energie sprechen die Amerikaner von 60 J aufwärts und nicht von den hier vorliegenden 7.5 J Herkömmliche Kupfermantelgeschosse für Feuerwaffen können also nicht verwendet werden, weil sie im Lauf stecken bleiben.
Ich wollte es aber trotzdem versuchen und habe mit Aluminium begonnen. Für Aluminium sprach, dass es aus der Gruppe der gebräuchlichen Metalle das weichste ist (nur ca. doppelt so hart wie Blei). Und es ist auch sehr leicht ist, was dann zu einer hohen Schussgeschwindigkeit führt.
Ich habe mich dann zum Thema „Slugging“ weiter umgesehen und z.B. aus diesem Video (https://www.youtube.com/watch?v=2lMp_nahuMI) mitgenommen, dass bei Airguns, im Gegensatz zu Feuerwaffen, ein dünner Durchmesser der Geschosse priorisiert wird, sodass die Geschosse leicht durch den Lauf gleiten können ohne das sich tiefe Furchen des gezogenen Laufs in die Kugeln schneiden.
Der nötige Durchmesser wurde mit der Schieblehre von einem gebrauchten Bleidiabolo gemessen („Slugging“), das sich an den Innendurchmesser des Laufs der HPmax angepasst hat. Und die 9 mm Aluminiumstange wurde dann auf einen Durchmesser von 8.935 mm gefeilt und geschliffen. Dabei wurde dann schnell klar, dass eine Toleranz von mindestens 0.001 mm oder kleiner eingehalten werden muss, da die Kugel sonst entweder im Lauf stecken bleibt (und nur mit einer Stange und einem Hammer wieder entfernt werden kann) oder durch den Lauf fällt, weil sie zu dünn ist.
Wie im Video erklärt, kann ich bestätigen, dass man die Toleranz von kleiner 0.001 mm kaum noch mit einer Schieblehre messen kann und ein Mikrometer braucht. Und eigentlich braucht man auch eher eine Toleranz von 0.0005 mm oder besser.
Dann wurde der Durchmesser der Stange iterativ mit feilen, schleifen und im Lauf testen angepasst. Das abdrehen des Aluminiumstabs in einer Drehmaschine habe ich bei der Präzision nicht hinbekommen.
In den folgenden drei Wochen habe ich dann geschliffen, getestet und unterschiedliche Kugelformen verglichen.
Dann wurde der Lauf gut geölt und auf 5.5 m Distanz geschossen. Und hurra, die Kugel ist extrem leichtläufig und erreicht wie das Blei knapp 7 J, allerdings mit einer sehr viel höheren Geschwindigkeit von 83 m/s und das Ding zischt richtig ab. Und die Aluminiumkugel ist nur 1.8 g schwer. Folgendes Schussbild wurde erhalten:
Die Präzession ist solala. Beide Schussbilder, die vom Blei und die von Aluminium könnten noch etwas höhere Präzession vertragen Das bleifreie Schießen im Innenraum bei gemütlichen Temperaturen hat aber sehr viel Spass gemacht! 😊
Und mit einem weichen Kugelfang aus Pappe und Baumwollstoff sind die Kugeln auch wiederverwendbar. Die Kugeln wurden ca. 8-9 Wellpappestücke durchschlagen, werden aber zuverlässig von einem Stück Stoff aufgehalten, wenn hinter dem Stoff nochmal ein Stück Pappe den Schlag absorbieren kann.
Wer die Geschosse mal ausprobieren möchte, aber keine Lust auf Schleifen hat, findet ein paar wenige Exemplare auf Ebay (ebay).
Der Vollständigkeit halber zeige ich jetzt noch ein paar weitere Tests von anderen Kugelformen, die aber alle schlechter abgeschnitten haben als die Kugel oben:
Die Frage war, ob die Präzession verbessert werden kann, wenn man die Kontaktfläche der Kugel zum Lauf verändert. Während die weiter oben vorgestellte Kugel über ihre ganze Länge Kontakt zum Lauf hat, haben die Kugeln A-C nur an einem 0.5 mm breiten Streifen Kontakt zum Lauf um die Reibung zu reduzieren. Die Formen der Kugeln A bis D sind in der Zeichnung leichter zu erkennen:
- Kugel A hat einen „Kontaktring“ am vorderen Ende der Kugel. Nur an diesem Ring ist die Kugel auf exakt den Durchmesser des Laufs geschliffen. Der Rest der Kugel ist ca. 0.001 mm dünner sodass er weniger/keinen Kontakt zum Lauf hat.
- Kugel B hat denselben Kontaktring, verjüngt sich dann zum Ende hin aber stärker als Kugel A.
- Kugel C hat zwei Kontaktringe.
- Kugel D ist die längste und hat auf voller Länge Kontakt.
Und es wurden dann eine Reihe von unterschiedlichen Kombinationen von Längen, runden- und eckigen Spitzen, Gewichten und Durchmessern getestet:
Für Kugel A wurde folgendes Schussbild erhalten:
Für Kugel C mit dem doppelten Kontaktring wurde folgendes erhalten. Und für die Lange Kugel D ohne Kontaktring wurde folgendes erhalten:
Die Tests zeige also, dass es nicht so einfach ist eine Kugel mit hoher Präzession herzustellen. Und für mich sieht es so aus, als ob die Kugeln A bis D schlechter funktionieren als die zuerst gezeigte. Die Formen C und D scheinen sogar besonders schlecht abzuschneiden
Als nächstes möchte ich noch probieren was passiert, wenn man die Kugeln von hinten anbohrt, sodass sich der Schwerpunkt ähnlich wie bei einem Diabolo weiter nach vorne verlagert.