Du hast halt im Bereich Asien im Grunde immer ein "Verständnis-Problem"...nicht auf sprachlicher Basis, wie viele meinen, sondern auf kultureller Basis.
Du kannst da Absprachen treffen so viel Du willst, und die Nicken dann auch alle die ganze Zeit.
Das heißt aber nicht, daß die Dich verstanden haben, sondern die bringen damit nur zum Ausdruck, daß sie Dir zugehört haben.
Wenn man nicht explizit und eindeutig festhält:
"keine noch so kleinen nachträglichen Änderungen am bemusterten/freigegebenen Produkt oder am Arbeitsverfahren,
ohne vorherige Absprache und dahingehende erneute Freigabe",
dann hat man eigentlich schon verloren.
Es liegt den Jungs da drüben im Grunde in Fleisch und Blut,
daß die laufend auf eigene Faust drauf los "optimieren"...und der Begriff ist leider im Westen auch ein anderer als dort.
Da kommt dann "plötzlich" eine ganz andere Qualität im Serienprodukt raus, als im Vorwege bemustert war.
...es hat ja sogar angeblich Fälle gegeben, daß im Zuge einer Präqualifikation ein Fertigungsstandort besichtigt werden sollte, und auf Grundlage der Qualitätsmanagement Vorgaben wurden die Anforderungen an den Standort auch sauber kommuniziert und übermittelt, alle schienen sich einig.
Als die Delegation dann in Asien vor Ort war, stand da auch eine "taufrische" Fertigungshalle mit allem pipapo, die dann auch das "ISO-Siegel" bekommen hat,
alle waren begeistert und haben sich auf die Schultern geklopft.
...und nach Abreise des QM-Teams ist die ganze Kiste dann wieder abgebaut worden,
und die Fertigung lief irgendwo verteilt und unter völlig anderen Qualitäts-Gesichtspunkten ab.
Der Europäer schreit "Betrug"...die Chinesen kratzen sich am Kopf und denken "wieso, die haben doch geschrieben, die wollten ne schicke Halle sehen,
und waren auch total zufrieden als sie hier waren...wieso schreien die jetzt rum...hätten doch gleich vor Ort sagen können, was denen nicht passt.
Vielleicht nur ein "Schauermärchen", andererseits ein schönes Beispiel für unterschiedliche Verständnisebenen.
Konkreteres Beispiel:
Wenn die Aussage hinsichtlich Qualitätsanspruch im Fertigungsprozess lautet: "nach Beendigung der Zerspanung mit Druckluftstoß ausblasen",
dann versteht es sich eigentlich von selbst, daß damit gemeint ist:
Ausblasen wegen möglicher Produktionsreste wie Späne, anschließend Sichtkontrolle ob alles entfernt ist, und falls nicht ggf. nochmals nacharbeiten,
bis alle Späne restlos entfernt sind.
So funktioniert das mit "Qualität" aber nicht, schon gar nicht auf Interkontinentaler/Interkultureller Kommunikationsebene.
Da bleibt dann schnell mal nur das hier übrig:
Einmal mit der Pressluftpistole drüber gehalten (selbstverständlich ohne Schutzbrille ), und schon ist der Punkt abgehakt. Nicht mal weiter rein geguckt, ist ja nicht explizit gefordert...und was nicht gefordert ist, wär unbezahlte Arbeit.
Das Teil kommt einfach wieder ins Gestell und ab zur nächsten Arbeitsstation, egal wie vollgeschlotzt was noch ist.
Und so weit muss man eigentlich gar nicht gucken...ich habe schon an solchen Werks-Audits teilgenommen (nicht als QM-Mensch, sondern mit in der Gruppe dabei, als Techniker/Endanwender des fertigen Produktes).
Und selbst bei renommierten "Grund-deutschen" Werken fällt einem manchmal echt nix mehr ein, wenn man feststellt,
wie "beknackt" sich da teilweise die Dinge im Detail darstellen.
Sorry für die Texttapete, hoffe war gleichermaßen informativ wie unterhaltsam...auch wenn die Hintergründe eher frustrierend anmuten.