Sehne selbst herstellen mittels Dyneema Seil

  • Hab aus Neugier und Forscherdrang Jörg's Gedanken aus seinem tollen Video (das ja sicher jeder kennt) aufgegriffen und mir Sehnen zwecks Test bzw. Versuch selbst gebastelt. Und zwar mittels:


    - Dachlatte 0,5m

    - zwei Nägel, davon einer ohne "Kopf"

    - ca. 1m Schweißdraht 0.8mm

    - kleines Stück Schrumpfschlauch

    - alten Übungsbolzen "blau"

    - Dyneema Schnur 3mm


    Die Herstellung hat sehr gut geklappt, leider war allerdings der erste, praktische Einsatz der Sehne nicht so toll. Nach ca. einem Dutzend Probeschüssen stand folgendes fest:


    Die Sehne ist in der Mitte zu dünn, überholt den Bolzen kurz nach der Anfangsbeschleunigung und schlägt mit voller Kraft mittig auf den Alukörper des Bolzens eine fette Delle hinein:


    20220929_152732.jpg


    Zum Glück im Unglück nahm die Zerstörung des Bolzens so viel Energie in Anspruch, das es kein "Trockenschuss" war, und somit kein(e) Wurfarm, Endkappen etc. beschädigt wurde(n).


    In aller Aufregung habe ich kein Bild vom tatsächlichen "Drama" machen können.


    Der Durchmesser von der Mittenwicklung der originalen Sehne beträgt genau 4mm, daher folgt der nächste Versuch mit...


    4mm Schnur!

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  • Die 4mm Schnur aus Dyneema ist schon ein wenig widerspenstiger zu verarbeiten als das 3mm Material, also nur begrenzt spaßig. Die Neugierde war aber zum Glück stärker.


    Allerdings führe ich keine Tests mehr mit den Bodkin-Bolzen durch, wenngleich ich mir sicher bin, das es mit der 4mm Schnur klappen könnte.


    Die einfachen, preiswerteren, blauen Übungsbolzen erfüllen hierfür auch ihren Zweck. Zum Vergleich einmal die 3mm und die 4mm Sehne:


    20221001_120217.jpg


    Nun zur Praxis: Leider funktionierte die Armbrust wieder nur ungefähr ein Dutzend Schüsse lang, dann "überholte" erneut die Sehne den bereits beschleunigten Bolzen und schlug so ziemlich genau in der Mitte eine fette Delle in den Übungsbolzen. Diesmal habe ich allerdings ein Bild gemacht:


    20221004_152817.jpg


    Klarer Fall: Wenn auf dem Wurfarm montiert, beträgt der Durchmesser der Sehne nur noch 3.5mm, das ist leider auch zu dünn. Der Durchmesser der Mittenwicklung der Originalsehne beträgt ja ziemlich exakt 4mm.


    Da muss ich mir also etwas anderes ausdenken, denn ich werde jetzt sicher keine 5mm Schnur ordern, denn a) ist die sicher noch widerborstiger zu verarbeiten und b) sicher einem Schiffstau ähnlicher als einer Armbrustsehne.


    Ein Übungsbolzen weniger, eine Erkenntnis reicher.

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  • So, nach ausreichend Testschüssen (mindestens 100) habe ich die perfekte Dyneema-Sehne für mich gefunden. Mittels 3mm Schnur, denn die lässt sich nun mal wesentlich besser verarbeiten, sei es für die Herstellung oder bezüglich der Montageu auf den Bogen, außerdem ist es günstiger.


    Ich habe einfach in der Mitte mehr "Platz" gelassen, und dort separat ein kurzes Stück Schnur eingespleisst. Das macht die Mitte der Sehne, trotz fehlender Mittenwicklung, ausreichend "dick", sodass keine Bolzen mehr aufgrund einer zu dünnen Sehne überholt und zertrümmert wird. So schaut es dann aus:


    20221013_160425.jpg


    Folgende Werkzeuge habe ich benutzt, davon ist nichts extra dafür gekauft (außer die Schnur), alles selbst gebastelt:


    20221013_160347.jpg


    - Dachlatte mit aufgemaltem Lineal

    - 2 Nägel (einer ohne Kopf zum einfacheren Abnehmen der Sehne

    - Dyneema Schnur 3mm schwarz

    - defekter Bolzen, schräg hinten abgeschnitten, als "Nähnadel"

    - ca. 1m Schweißdraht 0.8mm, als dünne Schlaufe verdrillt, unten als Griff mit Schrumpfschlauch

    - Schere (Dyneema kann nur "straffgezogen", ganz "hinten" an der Schneide mit einer Schere geschnitten werden.

    - Spitzzange mit Zewa als Schutz für das kurze Stück in der Mitte


    Für die Schlaufen habe ich nur 15-16cm eingespleisst, damit genug Freiraum für das zusätzliche, mittlere Stück als Ersatz für die Mittenwicklung bleibt.


    Ist die Sehne verschlissen = Mülleimer. Neue rein, kostet ca. 1 Euro das Stück. Hab welche auf Vorrat, habe noch keine Verschlissen.


    Wichtig: Die Sehne darf für die zweite Schlaufe nicht straff zwischen den Nägeln gespannt werden, sondern extrem "wabbelig", ansonsten wird sie wesentlich zu kurz. Hab es noch nie geschafft ein Sehne zu lang zu machen, mein sind ca. 5mm zu kurz, da sich sich vermutlich noch längen. Wenn nicht, ist es auch okay.


    Hab insgesamt mehrere Dutzend Sehnen in der Zwischenzeit gemacht.


    Ich schmiere bzw. fette die Sehnenmitte wie Lauffläche (Stinger II) mit Vaseline vor jedem Schießen, da günstig und gut für die Haut. 😉


    Ich hoffe meine Beschreibung ist irgendwie verständlich.

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  • Guten Abend

    Ich habe mir für meine Cobra rx 130lbs auch einige Sehnen in 3mm und 4mm hergestellt.

    Ich werde sie demnächst testen, mal sehen ob diese sich bewähren 🏹

    MfG Jupp🏹

  • Guten Abend

    Ich habe mir für meine Cobra rx 130lbs auch einige Sehnen in 3mm und 4mm hergestellt.

    Ich werde sie demnächst testen, mal sehen ob diese sich bewähren 🏹

    Hmmm... Cobra RX... Einzelschuß... vermutlich mit richtigem Schloss, kein Sehnenschubser... 130 lbs... Recurve... das spricht eigentlich für 4mm.


    Vieleicht ist die punktuelle Belastung in der Sehnenmitte durch das Metallschloss nicht ohne. Würde mich auch mal interessieren, wie sich Dyneema dort so macht...

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  • Verkaufst Du mir welche? Wie viel kosten drei Stück? Müssen aber probegeschossen sein, also sicher funktionieren. :)

  • Achwas, die machst Du Dir ruckzuck selber, oder?


    Und "probeschießen" muss man die nicht. Habe noch nie Murks dabei gehabt. Wenn das verspleißen wider erwarten nicht so aussieht wie erwartet, einfach wieder herausziehen und nochmal machen.


    Das schafft echt jeder.


    Und Du bist unabhängiger.

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  • Moin zusammen,

    aktuell bin ich an der MiniAdder von Faramier am Drucken.

    Wurfarm / Pfeile / Sehne von EK Archery sind auch da.

    Nur ich such jetzt bezahlbares Dyneema für den Selbstbau der Sehne. 10 m oder so in freundlichem schwarz :).

    Hat einer von euch eine Empfehlung?


    Ich hab gerade auch einen Video vom Youtuber Modern Archery German gefunden( Dyneema : Tutorial für Sehnenbau verstärkte Dyneema Sehne) wo die Herstellung scheint mir ganz gut erklärt wird.

  • Das Dyneema findest Du auf fast jeder Verkaufsplattform.


    3mm lässt sich sehr gut verarbeiten. 10m klingt vernünftig. Zu beachten wäre:


    - Die Sehne neigt dazu kürzer zu werden (*)

    - Der Mittelteil muss "gefüttert" werden (**)


    Da sonst die Sehne zu dünn wird in der Mitte, über den Bolzen huscht und diesen zerstört. Zum Glück nimmt die Zerstörung des Bolzens soviel Energie aus der Sehne auf, das die Endkappen / der Wurfarm heile bleiben.


    Ach so, schwarzes Material finde ich auch am coolsten, da bei mir die komplette Armbrust schwarz ist... ^^


    (*) Ich meine bei der Herstellung im Vergleich zur Originalsehne, im Betrieb längt sich sich natürlich ein wenig.


    (**) Ich ziehe dort wo normalerweise die Mittenwicklung wäre ein ca. 5cm langes Stück Seil genau in der Mitte zusätzlich mit ein.

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  • Ich habe mir dann auch Sehnen aus 3mm Dyneema mit 3 verschiedenen spleiss Techniken für die Stinger, Adder und Siege angefertigt.

    Mal schauen, welche Spleiss Technik sich zwecks Haltbarkeit bewährt.

  • Die Haltbarkeit wird kein Problem sein, sondern eher das Problem, daß die 3mm Schnur gespannt im Bereich wo sonst die Mittenwicklung zu dünn ist und den Pfeil "überholt".


    Dann ist der Pfeil höchstwahrscheinlich Fritte und vieleicht auch die Endkappen, da nahezu Leerschuss.


    (Siehe meine Bilder / Posts)

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  • Dann noch mit Schleifpapier die Schubskante und Führungsschienen und dessen Kanten brechen und hübsch glätten, Sehnenwachs o.ä. drauf und Du wirst staunen wie lange eine Sehne halten kann. :thumbup:

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  • So sieht meine Dyneema Sehne nach ca. 500 Schuss aus. Nicht erschrecken, ich hab sie nicht sonderlich gepflegt, und es schauten links und rechts im Bereich der Mittenwicklung von Anfang an ein paar Fransen heraus, hat mich aber nicht gestört:


    20230215_121913.jpg

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  • Ich baue mittlerweile meine Sehnen auch aus 3mm Dyneema, aber mit Mittelwicklung, sieht einfach besser aus und ist einfacher zu reparieren und nachhaltiger

    als immer gleich ne neue Sehne machen. Für die Mittelwicklung splice ich zuerst ein Stück 2mm Dyneema in der Mitte ein und mache dann die Mittelwicklung aus 0,5 geflochtener Angelschnur, ebenfalls aus Dyneema.

    So braucht man bei Verschleiß nur die Mittelwicklung erneuern, 50cm Angelschnur ;) Die Dicke in der Mitte beträgt dann abschließend 3,5 mm, ist auch identisch mit den Orginalsehnen der Adder.


    Vor dem Einsplicen des Mittelstücks mache ich erst mal 10 Schuss, so daß sich die Sehne längt und kontrolliere dabei ob, die Vorspannung des Wurfarms stimmt, da sich Dyneema nicht gut eindrehen lässt.

    (Ist halt der Nachteil von Dyneema, deshalb ist es auch für die Kabel von Compoundarmbrüsten nur bedingt geeignet, denn da müssen alle Längen 100% tig passen sonst gibt es Bruch.)

    Danach Splice ich das 2mm dicke Stück in die Sehnenmitte ein, so daß es möglichst bündig an den Einsplicungen der der 3mm Stücke anliegt. Wenn das geschehen ist, mache ich nochmals 5 Schuss damit alles schön straff ist und wickele dann die Mittelwicklung auf dem Sehnengalgen. Auf dem Wurfarm geht es mit meinem Wickelgerät nicht gut, ist zu groß.


    Am Ende vernähe ich die Sehnenohren ein wenig, damit sie sich auch im ungespannten Zustand nicht öffnen.


    Das beim Einschießen der unfertigen Sehnen die Bolzen über den Pfeil rutschen ist zumindest bei meiner Adder kein Problem, habe im Übergang Laufschiene Schloß die Kanten gebrochen, vorher blieben da die dünnen Sehnen gerne drinne hängen, jetzt laufen sie ohne Widerstand drüber.

  • ah,diese 2 Kanten hast du gebrochen?


    Screenshot 2024-01-02 105903.jpg

    "Was bedeutet schon Geld? Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen


    Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt."

  • Wenn du es so siehst, sind es 4 Kanten, ich habe sowohl die Schiene als auch das Schloss bearbeitet.


    Die Kante am Schloss, da holperts halt beim Spannen und bei der Schiene beim Schießen unten drunter liegt die Führungsnut wo das ganze drinne läuft

    unter das Niveau kann die Sehne eh nicht fallen, egal wie groß der Spalt ist, deshalb hilft etwas abflachen.


    Wenn du sowas vor hast, kauf dir wenn du nicht schon hast nen 1000/4000 Messerschleifstein und trage an der Biegekante von der Schiene schön vorsichtigt so 0.2 ab,

    die Schiene ist 2mm dick, da leidet die Stabilität nicht drunter.


    Schiene in möglichst flachem Winkel auf Schleifstein aufsetzen, Schleifstein vorher wässern und los gehts, bei 4000 wird die Schiene schön blank.

    Die Außenkanten der Schiene habe ich auch leicht gebrochen, weil die sehr scharf waren und die Sehne wegen der leichten V Form dort aufliegt.


    Die Kanten vom Schloß habe ich mit dem Dremel poliert.


    Und immer dran denken weniger ist mehr, also immer mal wieder zusammen bauen einsetzen und testen wie gut die Sehne läuft.


    Das Resultat siehst du ja an meinen Bilder.


    Das Ganze ist mehr oder weniger ne Notlösung, aber entschärft die Sache wesentlich,

    im Orginalzustand ist die Sehne übelst gesprungen beim Laden als auch beim Schießen.


    Nach 100 Schuß habe ich bei meinen Sehnen mittlerweile keine großen Verschleißerscheinungen mehr.


    Ich hatte mal von dem Tipp gelesen, ein Stück Schrumpfschlauch über die Mitte zu ziehen. Was haltet ihr davon?

    Schrumpfschlauch hält nicht lange, aber Sehne verdicken hilft auch um besser über den Spalt zu kommen, deshalb gibt es auch mittlerweile 29 Mountainbikes anstatt 26.

    4 Mal editiert, zuletzt von Forum Moderation () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von ROX mit diesem Beitrag zusammengefügt.

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